Traumpoetik und Parodie in Nietzsches “Zarathustra”

Dieser Beitrag beabsichtigt, die poetische Funktion der in den Zarathustra-Text eingewobenen Träume aufzuzeigen, deren Formen und Bezüge auf literarische Vorbilder zu untersuchen und ihr Verhältnis zu Nietzsches Überlegungen zum Traum zu klären. Dabei wird als bislang unbekannter Prätext Gottfried Kellers "Der grüne Heinrich" nachgewiesen. Nietzsche hatte bekanntlich keine explizit ausformulierte Traumpoetik. Romantische Traumliteratur hat er zwar extensiv rezipiert, und diese Lektüren sind in der Nietzscheforschung aufgearbeitet und insbesondere als Quellen der im "Zarathustra" vorkommenden Träume identifiziert worden. Unbefragt blieb jedoch, ob es eine immanente Poetik des Traumes in einzelnen Werken Nietzsches und insbesondere in "Also sprach Zarathustra" gibt und falls ja, ob diese sich auf die einzelnen Traumpassagen beschränkt oder von grundsätzlicher Bedeutung für die poetische Faktur seiner Texte anzusehen ist